Setzt mehr externe Links!

Das Tolle am Web ist, dass man Dinge kreuz und quer untereinander verknüpfen kann. Leider endet dieser Horizont aber bei vielen an der Grenze der eigenen Website.

Nahaufnahme von Text auf Monitor. Ein Link mit der Bezeichnung »wix.com« steht im Zentrum und der Mauszeiger in Form einer Hand ruht darüber.
Ich verlinke in meinen Artikeln oft fremde Internetseiten, aber manch anderer Webmaster vermeidet solche Links wie der Teufel das Weihwasser.

Ein Fundament des Web ist sogenannter Hypertext. Wie dieser Name schon sagt, handelt es sich dabei um mehr als einfachen Text, nämlich um ein ganzes Netzwerk aus Texten, die mit Hyperlinks – kurz Links – untereinander verknüpft sind. Weniger technisch ausgedrückt heißt das: Man klickt irgendwo drauf und kommt irgendwo anders hin.

Trotzdem sind Website-Betreiber erstaunlich zurückhaltend beim Verlinken. Selbst Artikel über ganz konkrete Internetseiten enthalten manchmal keinen Link auf ebendiese Seiten.

Grundsätzlich kann man zwei Arten von Links unterscheiden:

  • Interne Links: verlinken innerhalb derselben Website.
    Beispiel: Wenn ich hier auf WIESOSO einen anderen WIESOSO-Artikel verlinke.
  • Externe Links: verlinken auf eine andere Website.
    Beispiel: Wenn ich hier auf WIESOSO ein YouTube-Video verlinke.

Interne Links sind in den meisten Fällen unentbehrlich, sonst würde man die Besucher seiner Website ja in eine Sackgasse lotsen. Wer über Google auf diese Seite hier kommt, würde ohne interne Links gar nicht mitbekommen, dass ich auch andere Artikel geschrieben habe.

Die einzigen Websites, die keine internen Links – nicht einmal in Form eines Menüs – haben, sind solche, auf denen nicht mehr steht als: »Wir sind die Sackkatzen GmbH, Ihr kompetenter Partner für schlecht definierte Leistungen. Kontaktieren Sie uns jetzt für ein unverbindliches Angebot!«

Externe Links sind im Gegensatz zu internen nicht essentiell für das Funktionieren der eigenen Website. Dementsprechend lässt es sich auch leicht darauf verzichten; aber oft passiert das sogar dort, wo der Inhalt geradezu nach einem externen Link schreit.

So bin ich etwa kürzlich auf eine Seite mit folgendem Titel gestoßen: »Einsteiger aufgepasst! Das sind die 6 besten Print on Demand-Anbieter 2022« … und musste alle genannten Anbieter händisch im Web suchen, weil kein einziger verlinkt war. Das ist umso absurder, weil Print-on-Demand-Anbieter Online-Plattformen sind – wenn mich als Einsteiger also nur eine einzige Sache an diesen Diensten interessiert, dann ist das die jeweilige Website!

Gleichzeitig ist man sich auf derselben Seite aber nicht zu schade dazu, jedes noch so banale Wort mit irgendeinem internen Link zu hinterlegen, der nur mit viel Fantasie lose zum Thema passen könnte. Verlinkt sind etwa die Wörter »finanziell«, »Preis« und »Produkte«, die auf dieser Website mit dem Namen gründer.de kaum nichtssagender sein könnten.

Screenshot von einem Textabsatz mit der blauen Überschrift »1. PRINTFUL«. Im Text sind die Begriffe »Print on Demand-Produkten« und »Designs« blau und fett hervorgehoben.
Wer erwartet, dass irgendeiner der Links in diesem Abschnitt zum beschriebenen Anbieter führt, wird unabhängig von der Jahreszeit in den April geschickt. Die beiden Links im Fließtext sind bloß interne und die Überschrift ist trotz der ähnlichen Optik gar kein Link.

Laut aktueller Studie … werden Studien nicht verlinkt

Jetzt könnte es natürlich sein, dass solche Link-Geizkragen die Ausnahme von der Regel sind und ich mir nur einbilde, dass so etwas öfters vorkommt – schließlich wiegt eine negative Erfahrung subjektiv schwerer als 99 positive. Also habe ich eine kleine Recherche durchgeführt.

Ich habe in der Suchmaschine meines Vertrauens nach der Formulierung »laut einer aktuellen Studie« gesucht. Zu dieser Standard-Floskel gibt es unzählige Fundstücke im Web und gleichzeitig bettelt sie geradezu danach, die besagte Studie auch zu verlinken. Unter den Suchergebnissen habe ich mir dann die zehn ersten Internetseiten angesehen, die tatsächlich einen Bericht über irgendeine Studie enthalten.

Das Ergebnis: Fünf davon hatten keinen externen Link gesetzt – oder zumindest keinen, den ich finden konnte. Ein Bericht der Tagesschau ist ein Grenzfall – hier ist zwar ebenfalls kein externer Link gesetzt, allerdings ist eine PDF-Version der Studie direkt auf der eigenen Website eingebunden. Nur die verbleibenden vier hatten eine externe Originalquelle verlinkt.

Sofern meine zugegeben winzige Stichprobe kein zufälliger Griff in die Kloschüssel war, kann man also zumindest davon ausgehen, dass Nicht-Verlinkung eine weit verbreitete Nicht-Tätigkeit ist.

Grund: Faulheit?

Warum aber werden externe Quellen nun nicht verlinkt, obwohl es manchmal auf der Hand läge? Auch wenn ich sonst in vielen Belangen ein Miesepeter bin, unterstelle ich Menschen nur ungern schlechte Absichten und gehe bei einem Mangel an besseren Erklärungen immer zuerst einmal davon aus, dass es sich schlicht um Unwissenheit oder Faulheit handelt.

Texte im Web werden nur selten mit Verstand und Liebe gedichtet, sondern am Fließband zusammengeschraubt, damit man schnell und effizient auf eine marktrelevante Masse kommt. Das zeigt sich zum Beispiel auch darin, dass erschreckend viele Nachrichten einfach nur eins-zu-eins kopierte Meldungen von Presseagenturen sind. Sich da um irgendwelche externen Links zu kümmern, ist bloß ein zusätzlicher Arbeitsschritt, der wegrationalisiert werden kann.

Screenshot einer Suche auf DuckDuckGo zum Suchbegriff »Ukraines Ex-Präsident schickt Soldaten Honig mit Nationalisten-Logo«. Es werden reihenweise Seiten mit genau diesem Titel und einem (weitgehend) identischem Teaser gefunden. Im Bild sind Suchergebnisse von diepresse.com, gmx.at, n-tv.de, 1und1.de, der-farang.com und berliner-zeitung.de.
Um eine Nachrichtenseite zu betreiben, braucht es nicht zwangsläufig eine große Redaktion. Man kann auch einfach Meldungen von Presseagenturen kopieren.

Nachdem ich selbst kein Kunde bei solchen Agenturen bin, weiß ich nicht, wie häufig die Ursprungsmeldungen Links enthalten. Aber wenn dort schon keine enthalten sind, wird damit bloß die Spielerzahl im Faulheits-Poker erweitert.

Wer sich dann doch einmal etwas Mühe macht und eine Agenturmeldung zumindest umformuliert und ergänzt, sollte darauf achten, die fehlenden Referenzen nicht noch mehr in den Mittelpunkt zu rücken. So erschien etwa auf heise.de eine Meldung mit dem Titel »Satellitenbilder zeigen: Zerstörung des Amazonas erreicht 2022 tragischen Rekord« und im ganzen Artikel sucht man vergeblich nach den titelgebenden Bildern oder zumindest einen Link dorthin. Das Ironische an der Sache: Ein externer Link zu einer Agenturmeldung als Quelle ist vorhanden und beweist, dass man grundsätzlich verlinken kann, aber die nicht vorhandenen Satellitenbilder waren in dieser Originalquelle bloß eine Randbemerkung statt des zentralen Inhaltes.

Dass manche Seiten haufenweise interne Links zu allen möglichen Begriffen setzen, muss auch nicht unbedingt ein Zeichen von Fleiß sein. Die Verlinkung von nichtssagenden Wörtern wie »finanziell« und »Preis« auf gründer.de lässt mich vielmehr vermuten, dass hier bloß ein Stück Software im Einsatz ist, das diese Unsinnslinks vollautomatisch einfügt, um die Seite für Suchmaschinen statt für Menschen zu optimieren.

Grund: Robustheit?

Ein anderer möglicher Grund für Nichtverlinkung, den ich persönlich gut nachempfinden könnte, ist Robustheit. Schließlich kann sich das, was man hinter einem Link findet, jederzeit ändern. Die verlinkte Website kann eine Umstrukturierung durchmachen, Inhalte können verschwinden oder umgeschrieben werden, … im Extremfall könnte der Besitzer die ganze Domain aufgeben und jemand anderer könnte sie kaufen. Dann kann es vorkommen, dass man plötzlich auf Fehlerseiten, Pornos oder Drogenportale verlinkt.

Ich bin selbst erst kürzlich meine alten Artikel noch einmal durchgegangen und habe alle Links getestet. Von kleineren Seiten, die ich vor Jahren verlinkt hatte, sind heute nur noch wenige erreichbar und ich muss mir jetzt noch Zeit dafür nehmen, all diese Karteileichen zu ersetzen.

So eine Arbeit zu vermeiden, indem man erst gar keine Links setzt, könnte natürlich auch in die Kategorie Faulheit fallen. Aber bei großen Nachrichtenseiten habe ich schon Verständnis dafür, wenn sie nicht ständig zigtausend alte Artikel nachkontrollieren wollen. Wenn es um reine Fehlermeldungen geht, könnte man wahrscheinlich noch einiges automatisieren, aber bei inhaltlichen Änderungen wird man nur selten an händischen Kontrollen vorbeikommen.

Für das Fallbeispiel »laut einer aktuellen Studie« sollte Robustheit allerdings keine gültige Ausrede sein, denn seriöse wissenschaftliche Studien werden üblicherweise unter langlebigen Adressen veröffentlicht. Referenzierung ist schließlich ein Kernelement in der Wissenschaft.

Screenshot aus einem Literaturverzeichnis mit zwei blau unterlegten Kennnummern hinter dem Schlüsselbegriff »doi«.
Die DOI-Links aus einer 14 Jahre alten Publikation sind nach wie vor gültig und verweisen auf unveränderte Dokumente.

Grund: Angst vor Juristen?

In der Homepage-Bastler-Szene war es früher üblich, auf seine Seite einen sogenannten Link-Disclaimer zu setzen: juristisches Kauderwelsch fürs Kleingedruckte, um sich pauschal von allen externen Links zu distanzieren. Die Befürchtung war, dass man sonst für alles Denk- und Undenkbare haftbar gemacht werden könnte. Insofern ist es möglich, dass heutige Website-Betreiber aus ähnlichen Sorgen gleich ganz auf externe Links verzichten.

Nachdem ich selbst kein Jurist bin, hüte ich mich vor einem Urteil darüber, wie berechtigt solche Bedenken sind. Wahrscheinlich kommt es auf den konkreten Fall an. Wenn ich illegales Zeug von einer fremden Website unreflektiert weiterverbreite, wäre es aus meiner Laien-Sicht jedenfalls ein juristisches Wunder, wenn eine Disclaimer-Zauberformel im Kleingedruckten oder ein fehlender Link mir irgendwie zugute kämen.

Grund: Manipulation?

Wenn alle bisher genannten Erklärungsversuche den Nagel im konkreten Fall nicht auf den Kopf treffen, bleibt natürlich noch die Erklärung, dass es sich um gezielte Manipulation handelt. Wer keinen Link setzt, will womöglich verhindern, dass ich einem solchen folge.

Allem voran führt jeder externe Link ja erst einmal von der eigenen Website weg. Das ist nur selten im Interesse eines Website-Betreibers. Wer nicht mehr da ist, konsumiert keine Werbung und kauft keine Produkte.

Wenn man konkret Quellen verlinkt, läuft man auch noch in Gefahr, dass Besucher diese lesen und zu dem Schluss kommen, dass man sie nicht korrekt wiedergegeben hat. Mitunter sind es also nicht die Autoren, die faul sind, sondern die Autoren verlassen sich auf die Faulheit ihrer Leser, die sich lieber denken »wird schon stimmen« als nach dem Original zu suchen.

Unter Umständen ist eine Quelle auch deshalb nicht verlinkt, weil sie es gar nicht wert ist. Nicht alles, was Lesern als »Studie« verkauft wird, ist eine wissenschaftliche Publikation. Wenn das Ergebnis zur Blattlinie passt, ist unter Umständen schon eine informelle Befragung in der eigenen Betriebskantine eine »Studie«. Und wenn man aus Prinzip keine externen Links setzt, fällt das im konkreten Fall dann auch nicht auf.

Zusammenfassend würde ich also sagen: Wer nicht als faul oder unseriös gelten will, sollte – dort, wo es Sinn ergibt – externe Links setzen.

Kommentare

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Michael Treml, 2022-10-16 01:21:

Ja, das ist die spannende Frage. Ich hatte auch schon mal gelesen, dass so eine Distanzierung letztendlich sogar das Gegenteil bewirken könne, weil sie sich als Hinweis deuten ließe, dass man sich der Illegalität bewusst sei.

Ich habe diesen Abschnitt im Artikel bewusst kurz gehalten und schreibe auch jetzt nur in der Möglichkeitsform, damit das bloß niemand als Rechtsberatung versteht. Rechtlich ist da aus meiner Laiensicht alles möglich, aber rein moralisch ist es ohne Zweifel fragwürdig.

Bisherige Kommentare

  • Anonym

    "um sich pauschal von allen externen Links zu distanzieren". Natürlich sind evtl. zu erwartende juristische Probleme einer der Gründe für die pauschale Distanzierung von externen Links. Dabei stellt sich natürlich die Frage: "Warum verlinke ich auf Inhalte, wenn ich mich dann sowieso von diesen distanziere?"

    • Michael Treml (Seitenbetreiber)

      Antwort an Anonym:

      Ja, das ist die spannende Frage. Ich hatte auch schon mal gelesen, dass so eine Distanzierung letztendlich sogar das Gegenteil bewirken könne, weil sie sich als Hinweis deuten ließe, dass man sich der Illegalität bewusst sei.

      Ich habe diesen Abschnitt im Artikel bewusst kurz gehalten und schreibe auch jetzt nur in der Möglichkeitsform, damit das bloß niemand als Rechtsberatung versteht. Rechtlich ist da aus meiner Laiensicht alles möglich, aber rein moralisch ist es ohne Zweifel fragwürdig.

  • Horst Peters

    Moin Herr Treml,

    das Handwerk, eine Website zu schreiben, erlernte ich 2014 und 2015 – aus einer Not geboren; diese Geschichte aber sei hier nicht relevant.

    Die Themenvielfalt, die es abzuarbeiten gilt, will der Mensch eine eigene Website schreiben und ins Netz stellen, war und ist erschlagend.
    Zu diesen Themen gehören gewiss »externe Links – und Haftung«.
    Im Sinne Ihrer Überschrift »Setzt mehr externe Links!«, setze ich von Ihrer Seite aus gesehen jetzt einen externen Link:

    https://rosen-kultur.de/haftung.html.

    Dort habe ich den genannten Jahren dieses Thema für mich abgearbeitet: »Externe Links und Haftungs­ausschluss – (k)eine Empfehlung!«

    Obgleich in die Jahre gekommen und ellenlang, (auch mein Duktus ist böser als Ihrer) mag er Ihren Beitrag ergänzen – und ich bekomme einen hübschen externen Verweis, wenngleich von mir selbst gesetzt …

    Grüße aus dem Norden Deutschlands
    und einem wunderbaren Rosenpark

    Horst Peters

      • Michael Treml (Seitenbetreiber)

        Antwort an Anonym:

        Herzlichen Dank für diesen Link! Das ist eine tolle Ergänzung zum Thema. Mir wäre niemals in den Sinn gekommen, auf einer Seite, die ich verlinken will, erst einmal im Impressum nachzuschauen, ob mir der Betreiber das verbieten will. Ideen haben manche …

        Es tut mir leid, dass das mit dem Link im ersten Posting nicht geklappt hat. Mir ist schon länger bewusst, dass Satzzeichen am Ende eines Links ein Problem sind, aber ich habe mir bis jetzt noch nicht die Zeit genommen, das zu überarbeiten. Generell möchte ich das Kommentarsystem aber gerne einmal auf Vordermann bringen und dann auch eine Funktion einbauen, mit der man ähnlich wie früher in Gästebüchern auch unabhängig vom Posting-Inhalt einen Link auf die eigene Seite einbringen kann.

  • Sabine

    Zum Glück bastel ich in meinem Mausloch grundsätzlich nur liebevolle handmade Texte, links setze ich ganz gern. Wenn es sich ergibt.Über interne links werd ich jetzt mal intensiv nachdenken, danke dafür 😊
    Der Zelda Rap ist klasse!!
    LG Sabine

    • Michael Treml (Seitenbetreiber)

      Antwort an Sabine:

      Die wichtigsten internen Links ergeben sich ohnehin durch Standard-Menü-Elemente. Wie ich auf https://mausloch.blogspot.com/ sehe, sind dort am Seitenende ja auch immer das gesamte Archiv und beliebte Posts verlinkt, sodass man nie in eine Sackgasse kommen kann. Im Artikeltext selbst auf ältere eigene Artikel zu verlinken (wo es passt) ist dann nur noch eine Fleißaufgabe. ;-)

      Schön, dass der Link zum Zelda-Rap gefällt! Ich war mir etwas unsicher, ob das für meine Website etwas zu derb ist, aber da mein Beispiel für einen internen Link auf einen Artikel mit einem etwas unsubtilen Titel verweist, erschien mir der Zelda-Rap als externes Gegenstück passend.

      Danke übrigens, dass ich auch im Mausloch unter »diese blogs find ich gut« einen externen Link bekommen habe! :-)